Trendwende in Bayern angekommen?
Quelle:
Mittelbayerische vom 20.07.2024 – 90 neue Windräder beantragt: Trendwende erreicht?
Bayern zeigt erste Anzeichen einer Trendwende im Windenergieausbau: Antragszahlen steigen, doch die Umsetzung bleibt eine Herausforderung
Schwandorf
Erste Anzeichen einer Trendwende in Bayern: Im ersten Halbjahr 2024 wurden lediglich vier neue Windkraftanlagen gebaut, doch aktuelle Zahlen wecken Hoffnung, denn in den ersten fünf Monaten des Jahres wurden für 90 Windenergieanlagen Genehmigungsanträge gestellt und 16 Anlagen genehmigt. Die durchschnittliche Leistung pro beantragter Anlage liegt bei rund 6,7 Megawatt. Im Jahr 2023 wurden zudem für 64 Windräder Genehmigungsanträge gestellt – so viele wie seit 2014 nicht mehr, wie das bayerische Wirtschaftsministerium mitteilte. Die Realisierungszeiten bei Windenergieprojekten sind relativ lang, weshalb die neu ergriffenen Maßnahmen zur Beschleunigung des Ausbaus der Windenergie sich bisher nicht in den Ausbauzahlen widerspiegeln, wohl aber in den Antragszahlen. In Bayern sind derzeit insgesamt 134 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 764 Megawatt beantragt, aber bisher nicht genehmigt. Von den 46 genehmigten Anlagen sind bisher noch keine in Betrieb genommen worden. In der Oberpfalz gab es im vergangenen Jahr neun Genehmigungsanträge, jedoch ohne Genehmigungen, in Niederbayern wurden weder Anträge gestellt noch Genehmigungen erteilt. Ein Blick auf die bundesweite Situation zeigt die Dringlichkeit der Realisierung von Windkraftprojekten in Bayern: Mit einem Zubau von nur vier Windenergieanlagen und einer Gesamtleistung von 21 Megawatt belegte Bayern im ersten Halbjahr 2024 einen der hintersten Plätze im nationalen Vergleich. Der ohnehin geringe Ausbau in den ersten sechs Monaten wird zusätzlich durch den Rückbau eines Windrads mit einer Leistung von einem Megawatt geschmälert. Um seine klimapolitischen Ziele und den wachsenden Energiebedarf zu decken, benötigt Bayern mehr eigene Windenergie. Auch die von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger gelobten Antragszahlen werden nicht ausreichen, um das Ziel der Staatsregierung zu erreichen, bis 2030 1.000 neue Windenergieanlagen auf den Weg zu bringen. Zum Ende des ersten Halbjahres 2024 belief sich der kumulierte Gesamtbestand der Windenergieanlagen an Land laut Branchenangaben auf 28.611 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 61,9 Gigawatt. Bayern weist gemeinsam mit Berlin eine besonders niedrige Leistungsdichte von weniger als 50 Kilowatt pro Quadratkilometer auf. 2014 führte die CSU die sogenannte 10H-Regel ein, welche vorschrieb, dass der Abstand eines Windrads zu Wohnhäusern mindestens das Zehnfache der Höhe beträgt, was einen schleppenden Ausbau der Windenergie zur Konsequenz hatte. In der Folge brach der Ausbau der Windenergie in Bayern praktisch vollends ein, und es machte sich landesweit eine ablehnende Haltung gegenüber den Anlagen breit. Auch Ministerpräsident Markus Söder sprach sich jahrelang gegen eine „Verspargelung“ der Landschaft aus. Es wird Zeit, dass sich diese Ablehnung herauswächst, denn erneuerbare Energien sind essentiell für eine grüne und saubere Zukunft. Durch Akzeptanzmodelle wie dem Bürgerbeteiligungsmodell, mit dem die Wind18 GmbH Kommunen wie Bürgerinnen und Bürger gleichsam miteinbezieht, werden positive Perspektiven bezüglich der Windkraft geschaffen. Diese können die anrollende Trendwende stärken und festigen.
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